Naturwald Hessische Schweiz - Foto: Diana Wetzestein
Naturwald Hessische Schweiz
Dynamisch-wildes Bergrutschgebiet mit Geschichte
Die „Hessische Schweiz“ ist bereits seit 1989 als Naturschutzgebiet geschützt. 1994 wurde sie vom NABU als „Urwald von morgen“ vorgeschlagen. Seit 2016 darf sich ein 185 Hektar großer Teilbereich Naturwald ohne forstwirtschaftliche Nutzung entwickeln. Es liegt auf der Gobert, einem Muschelkalk-Höhenzug, der sich von Thüringen nach Hessen zieht. Er fällt im Westen zum Werratal mit einer scharfen Schichtstufe zum Buntsandstein ab.
Das Kalkgestein ist zerklüftet und wasserdurchlässig. So ist ein alpin wirkendes Bergsturzgebiet mit Felsabbrüchen und Hangrutschungen entstanden. Der Naturwald ist auch Teil verschiedener europäischer Schutzgebiete, wie dem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Werra- und Wehretal“, dem FFH-Gebiet „Kalkklippen der Gobert“ und dem EU-Vogelschutzgebiet „Felsklippen im Werra-Meißner-Kreis“. Enthalten ist auch das Naturwaldreservat Hohestein, welches seit 1989 auf 26,7 ha nutzungsfrei ist.
Durch die Bergrutschungen entstehen vielfältige Strukturen, wie Felsabbrüche, Abbruchkanten, abgerutschte Schollen und Wälle mit unterschiedlicher Vegetation. Die steilen Hänge des Muschelkalks gehören zu den wenigen von Natur aus waldfreien Standorten in Hessen.
Der umgebende Naturwald zeichnet sich durch Waldgersten- und Orchideenwälder aus. In den trockenen, lichten Buchenwäldern blühen im Frühjahr Maiglöckchen und Kräuter und Gräser trocken-warmer Standorte, wie die Straußblütige Wucherblume. Stellenweise kommen seltene Baumarten wie Mehlbeere und alte Eiben vor. Auf Plateaulagen mit mehr Humusauflage kommen kleinflächig auch Bärlauch-Buchenwälder vor. Auf Felsschutt wachsen Ahorn-Eschen-Schutt- und Schatthangwälder mit Bergulme und Sommerlinde.
5 Spechtarten (Schwarz-, Grau-, Grün-, Bunt- und Kleinspecht) kommen hier vor. Sowohl in den Bäumen als auch an den Steilwänden baut der Kolkrabe seine Nester. Der Wanderfalke zeigt seine Flugkünste und auch der Uhu nutzt die günstigen Brutbedingungen an den Felsen. Sogar Luchsbeobachtungen gab es bereits in diesem Naturwald. Bei Motzenrode gibt es einen kleinen Kalkquellsumpf, wo sich Kalktuff bildet und zwei Wollgrasarten und Sumpf-Stendelwurz vorkommen. Die „Schöne Aussicht“ an der Nordseite des Hohesteins ist eine von vielen attraktiven Aussichtsmöglichkeiten.
Steinstrukturen mit Geschichte
Die menschliche Nutzung der Grobert reicht bis in vorgeschichtliche Zeiten zurück, vermutlich gab es eine Besiedelung ab 800 v. Chr. Im Bereich des Hohensteins kann man das an einer 600 Meter langen, zehn Meter breiten und drei Meter hohen Brandwall-Anlage erkennen. Die Felsklamm „Pferdeloch“ und die vermutliche Ruhestätte „Salzfrau“ gehören ebenfalls zu den Relikten menschlichen Schaffens in der Grobert. Die „Wolfstisch“ genannte, tischförmige Muschelkalkplatte ist natürlich entstanden. Sie lehnt wenige Meter vor einem senkrechten Abbruch an einem Baum und wird als alte Gerichts- und Opferstätte angesehen.
In der Zeit der deutsch-deutschen Teilung lief der „Eiserne Vorhang“ über die Gobert. Vom Hohestein führt in Richtung Nordosten ein Pfad zur „Schönen Aussicht“ (520 m), an der eine Schutzhütte steht. Von hier gibt es einen Blick über das bewaldete Tal des Hainbachs mit der Wüstung Emmicherode zum Schloss Rothestein und auf das dahinterliegende Werratal mit Bad Sooden-Allendorf. Im Bereich der „Schönen Aussicht“ verlief die Grenze direkt an der felsigen Abbruchkante entlang. Die Grenzlage führte zu geringem Eingreifen durch den Menschen und so zur Erhaltung und der Neuansiedelung von vielen Pflanzen und Tieren. Das Gebiet liegt damit unmittelbar am Naturschutzprojekt „Grünes Band“, welches ja auf Thüringer Seite bereits geschützt wurde.
Die Hessische Schweiz erwandern
Durch den Naturwald führt der 15,5 km lange Rundwanderweg „P4“ Hessische Schweiz, der vom „Deutschen Wanderinstitut“ mit dem Wandersiegel „Premiumweg“ versehen wurde (Start in Hitzelrode oder Neuerode).
Maßnahmenpläne für einige der örtlichen FFH – Gebiete
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Seit einigen Jahren streifen scheue Luchse durch Hessen. In den östlichen Landkreisen haben sie sich schon niedergelassen und ziehen den ersten Nachwuchs groß. Immer wieder werden herum streunende Tiere oder ihre Spuren von Spaziergängern beobachtet. Mehr →
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