Naturwald Wispertaunus im Hinterlandswald - Foto: Manfred Delpho
Naturwald Wispertaunus im Hinterlandswald
Artenreiche Wildnis mit Wasserdynamik und Tonschiefer
Der 1087 Hektar große Naturwald Wispertaunus im Rheingau-Taunuskreis darf sich seit 2016 in Richtung eines Laubwald-Urwaldes entwickeln und wurde 2023 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Da durch die gute Anbindung an andere Wälder Tiere und Pflanzen gut zu- und abwandern können, sind dies sind gute Voraussetzungen für das potenzielle Wildnisgebiet.
Die steile Topographie führte seit der Naturwald-Ausweisung bereits zu Hangrutschungen, durch die nicht nur offene Bodenflächen entstanden, sondern auch ein Bachlauf aufgestaut und ein langer schmaler See entstanden ist. Solche Dynamik kann und soll in Wildnisgebieten stattfinden und wird als „Prozessschutz“ bezeichnet. Niemand muss hier aufräumen, korrigieren, sich einmischen…
Der Wald im Wispertaunus erstreckt sich von 130 m ü. NN bis 377 m ü. NN an seiner höchsten Erhebung; dem Ameisenberg. Das Landschaftsbild ist sehr abwechslungsreich und besteht aus einem Buchen-Waldgebiet mit kleinflächigen besonderen Waldgesellschaften (Traubeneichen-Hainbuchenwald, Schlucht- und Bacherlen-/Eschenwald) und einigen Freiflächen. Auf den flachgründigen Tonschieferböden wachsen die Eichen in weiten Teilen ohne Konkurrenzdruck durch die Buche. Die Felsen sind von Flechten überzogen.
In den Waldmeister-Buchenwäldern finden sich überdurchschnittlich viele alte Bäume mit faszinierenden und ökologische sehr wertvollen Naturwaldstrukturen, wie Baumhöhlen oder abblätternder Rinde. Sie bieten eine Heimat für Schwarzstorch, Bechsteinfledermaus und andere baumbewohnende Fledermausarten. Naturnahe Fließgewässer wie der Ernstbach, die Wisper und andere kleiner Bäche sind Lebensraum von Groppe und Wasseramsel. Verschiedene kleine Stillgewässer beherbergen die Erdkröte.
Das Gebiet ist Teil des Biodiversitäts-Hotspots Mittelrheintal mit seinen Seitentälern. Es ist vollständig Teil des europäischen Schutzgebietes „Wispertaunus“, in dem viele weitere interessante Arten nachgewiesen wurden, wie Wildkatze, Wasserfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Großer Abendsegler, Braunes Langohr und Ringelnatter. Einige kleine Naturschutzgebiete liegen bereits länger im oder am Naturwald: Das NSG „Schittkamm im Wispertal bei Lorch“ (16 ha), das NSG „Hexwiese und Hohekadrich bei Lorch“ (5 ha) sowie das NSG „Unteres Ranselbachtal bei Lorch“ (10 ha).