Schillernde Persönlichkeit auf dem Acker
Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024
Noch vor 30 Jahren war der Kiebitz mit über 2.000 Brutpaaren in Hessen weit verbreitet. Heute sind es gerade noch 350 Brutpaare, die fast ausschließlich in vier Regionen zu finden sind: Die größten Bestände gibt es mit 240 Brutpaaren in der Wetterau, gefolgt von 61 Paaren im Hessischen Ried, 34 im Raum Dieburg und 15 im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Damit folgt er leider dem Negativtrend vieler bodenbrütender Vogelarten im Agrarland. Entsprechend wird der neue Jahresvogel in der Roten Liste Hessens als „vom Aussterben bedroht“ geführt.
Kiebitzschutz in Hessen
Vor allem macht die Entwässerung von Feuchtwiesen und Äckern der Art schwer zu schaffen. Die gängige Praxis Wasser möglichst schnell auf der Landschaft abzuleiten, wird in den zunemhend trockenen Sommern für Arten wie den Kiebitz um so problematischer. Weitere Gefährdungs-Ursachen sind der Nahrungsmangel durch den starken Einsatz von Pestiziden und hochwüchsige Wiesen durch zu viel Düngung. Die Wiedervernässung von Feuchtwiesen und Niedermooren sowie eine naturfreundlichere Landwirtschaft können dabei helfen, den Rückgang der Kiebitze aufzuhalten und eine Trendwende einzuleiten.
Bei der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe werden mehrere für den Kiebitz geeignete extensive Grünlandflächen und Feuchtwiesen betreut und im Zuge des Niedermoor-Projektes werden hessische Niedermoorflächen gesichert, wiedervernässt und entwickelt. Die NABU-Gruppen der Kiebitzregionen erfassen ihre Bestände regelmäßig und sichern die Brutplätze. Hier sehen Sie ein Beispiel für die Brutplatzsicherung beim NABU-Groß-Gerau.
Schutz vor Fressfeinden
Ein sehr wichtiger Faktor ist der Schutz der verbliebenen Brutplätze durch einen Prädatorenschutzzaun. Die hohen Zäune verhindern, dass Beutegreifer wie Fuchs und Waschbär die wenigen noch vorhandenen Gelege ausräubern. Udo Seum aus der Wetterau berichtet, dass sich dort fast alle Brutpaare hinter drei Schutzzäunen im Kreisgebiet befinden. Vor dem Zaunbau gab es in der Wetterau nur noch etwa 50 Brutpaare. Durch die Schutzmaßnahmen zum Prädatorschutz konnte der Bestand inzwischen auf 120 Brutpaare gesteigert werden.
Ohne besondere Hilfsprojekte wie den Bau von Schutzzäunen für den Wiesenbrüter sähe es für den Kiebitzbestand in Hessen noch schlimmer aus.
Bernd Petri, Vogelexperte beim NABU Hessen
Gemeinsam für den Kiebitz
Im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf beteiligte sich die NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe gemeinsam mit NABU-Aktiven, sowie Mitgliedern der AG Wiesenbrüter-Schutz des Landkreises Marburg-Biedenkopf von 2016 bis 2017 am Kiebitzprojekt. Dort wurden über zwei Jahre hinweg wurden die Kiebitze in Marburg-Biedenkopf untersucht. Seither wird der Kiebitzbestand im Landkreis Marburg-Biedenkopf durch die AG Wiesenbrüter-Schutz in Marburg-Biedenkopf unter Beteiligung des NABU Kreisverbandes weiter betreut.
Das Ergebnis der Studie zeigte, dass durch eine gute Kooperation mit Landwirten deutlich weniger Gelege des seltenen Bodenbrüters verloren gehen.
Dies zeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Naturschützern und Landwirten ist. Und es zeigte sich, dass die Landwirt*innen gerne einen Beitrag zum Kiebitz- Schutz leisten. Generell ließ sich feststellen, dass sie interessiert daran waren den Kiebitzschutz zu unterstützen, wenn es wirtschaftlich für sie vertretbar war.
Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen, der das Projekt damals betreute.
Entscheidend für einen erfolgreichen Kiebitzschutz sind also neben den geeigneten Flächen für die Nahrungssuche und dem Schutz der Gelege auch geeignete Fördermaßnahmen für die Landwirte zur Verfügung zu stellen, auf deren Flächen die Kiebitze brüten.
Hilfe für den Kiebitz
Helfen kann man dem Kiebitz im Alltag, indem man beim Einkauf auf regionale, ökologisch produzierte Lebensmittel zurückgreift. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe mit einer Spende beim Schutz der Kiebitze zu helfen.
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