Kleiner Kohlweißling am Blutweiderich - Foto: Helge May
Lass sie weiterfliegen!
Bunte Schmetterlingsvielfalt im Garten
Wer eine bunte Schmetterlings-Vielfalt im Garten erleben möchte, muss seine Grünfläche naturnah gestalten. Die NABU Aktion "Lass sie weiterfliegen!" zeigt auf, was Naturfreunde beim Gartenputz für den Schutz von Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter & Co tun können. Neben dem Pflanzen von blüten- und nektarreichen Blumen ist es besonders wichtig, im Herbst genügend Überwinterungsmöglichkeiten für Eier, Raupen, Puppen und fertige Insekten anzubieten.
Grashalme und Laubhaufen
Trockene Blütenstände und Grashalme, Laubhaufen sowie offene Kellerfenster und Schuppen bieten vielfältige Möglichkeiten für Schmetterlinge, um als Ei, Raupe, Puppe oder fertiges Insekt über den Winter zu kommen. Mittlerweile sind 80 Prozent der heimischen Tagfalter bedroht und stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Einsatz von Insektengiften, übermäßige Düngung und Grünlandumbruch in der Landwirtschaft führt zu einer starken Verringerung der Artenvielfalt. Deshalb sind naturnahe Gärten so wichtig.
Gartentipps für Naturfreunde
Da Schmetterlinge zeitnah auf Veränderungen in ihrer Lebensumwelt reagieren, gelten sie als gute Anzeiger für Umweltveränderungen. So verschwinden die Falter etwa schnell aus einer Region, wenn die Wirtspflanzen ihrer Raupen seltener oder Gifte versprüht werden. Deshalb ist es schädlich, im Garten mit Giftstoffen zu hantieren. Wer heimische Schmetterlinge schützen will, sollte seinen Garten naturnah gestalten. Das fängt schon beim jährlichen Herbstputz an. Für Schmetterlingsfreunde halten wir folgende Gartentipps parat:
- Trockene Blütenstände und Grashalme auf der Wiese stehen lassen, da sie von Schmetterlingen gerne zur Eiablage genutzt werden.
- Luftige Laub- und Reisighaufen aufschichten, da sie Falterpuppen und fertigen Schmetterling als wärmemdes Winterquartier dienen.
- Auf den Beeten Grasschnitt und welkes Laub als Winterschutz liegen lassen, damit Falter und andere Tiere einen Unterschlupf finden.
- Kleine Kellerfenster offen oder auf Kippe stehen lassen, um Schmetterlingen ein frostsicheres Winterversteck anzubieten. Auch Schuppen, Garagen und Abstellkammern eignen sich als Winterquartier für Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs.
Schmetterlinge im Winter
Schmetterlinge haben unterschiedliche Strategien entwickelt, um unbeschadet die kalte Jahreszeit zu überstehen. Einige von ihnen fliegen in den Süden, andere überwintern als fertiges Insekt an geschützen Orten und manche Arten überstehen die Kälte als Ei, Raupe oder Puppe. Wir stellen einige heimische Arten und ihre Überwinterungsstrategien vor.
Kleiner Fuchs (Aglais urticae)
Der kleine Fuchs gehört zu den häufigsten heimischen Tagfaltern. Da er als fertiges Insekt überwintert, kann man ihn oft schon im März wieder fliegen sehen. Um über die kalte Jahreszeit zu kommen, sucht er im Herbst frostfreie Verstecke auf. Man findet ihn dann oft in Kellern und Garagen sowie auf Dachböden. Der Falter klappt seine Flügel ein und fällt in eine Winterstarre. Auch das bekannte Tagpfauenauge kommt so über den Winter.
Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)
Mit zwölf Monaten hat der Zitronenfalter die höchste Lebenserwartung aller heimischen Schmetterlinge. Er überwintert als fertiges Insekt. Dabei sucht er aber keine geschützten Orte auf, sondern heftet sich mit zusammen geklappten Flügeln frei an Pflanzen fest oder setzt sich ins trockene Laub am Boden. So überlebt er den Winter als einzige mitteleuropäische Schmetterlingsart ganz ohne Schutz. Er kann Temperaturen von -20° C schadlos überstehen.
Geißklee-Bläuling (Plebejus argus)
Der Geißklee-Bläuling übersteht die kalte Jahreszeit als Ei. Die im Spätsommer geschlüpfte Falter-Generation legt ihre Eier an geeigneten Futterpflanzen ab. Dazu gehören Geißklee, Ginster, Schneckenklee, Besenheide und Heidekräuter. Im nächsten Frühling schlüpfen die bräunlichen Raupen aus. Wenn sie erwachsen sind, verpuppen sie sich in den Nestern von Ameisen. Ab Mai können die blauen Falter dann draußen beobachtet werden.
Kaisermantel (Argynnis paphia)
Der Kaisermantel verbringt die kalte Jahreszeit als Raupe. Der Tagfalter, der nur eine Generation im Jahr ausbildet, legt seine Eier an Bäumen ab, in deren Nähe Veilchen wachsen. Bevorzugt werden Fichten und Kiefern angeflogen. Die Raupen schlüpfen im Spätsommer und suchen sich geschützte Winterverstecke an den Stämmen. Sie werden erst im nächsten Frühling wieder aktiv und ernähren sich dann von den austreibenden Veilchen.
Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae)
Der Kleine und der Große Kohlweißling überwintern als Puppe und sind in der kalten Jahreszeit an Pflanzen, Zäunen und Wällen anzutreffen, oft in ein bis drei Meter Höhe. Die feste Puppenhülle schützt vor der Kälte. Kohlweißlinge können bis in den November hinein bis zu vier Generationen im Jahr ausbilden. Zu den Futterpflanzen der Raupen gehören Kreuzblütler wie Schaumkraut oder Raps sowie Reseda- und Fuchsschwanzgewächse.
Distelfalter (Vanessa cardui)
Der Distelfalter gehört zu den bekanntesten heimischen Wanderfaltern. Wenn es bei uns kalt wird, fliegt er in den Süden ans Mittelmeer, wo er sich auch im Winter fortpflanzen kann. Bei seinen Wanderungen kann er weite Strecken zurücklegen, indem er sich vom Wind tragen lässt. Im nächsten Frühling kommt dann eine neue Faltergeneration nach Deutschland zurück. Man findet den bunten Falter überall dort, wo es viele Disteln gibt.