Naturwald Reinhardswald bei Kassel - Foto: NABU
Märchenhafter Naturwald im Reinhardswald
Heimat der Sagen und Legenden
Ein guter Grund, hier auch einen märchenhaften Naturwald entstehen zu lassen. Im April 2019 entschied die Landesregierung, hier 1293 Hektar Wald zu schützen und künftig nicht mehr zu bewirtschaften. Durch die Einbettung in den großen Reinhardwald ist das Gebiet besonders als Wildnisgebiet geeignet, weil eine gute Zuwanderung von Arten möglich ist. Der Reinhardswald und seine Umgebung sind wenig besiedelt und zerschnitten und eignen sich gut als Lebensraum für Luchs und Wolf.
Der Naturwald quert den Reinhardswald von Südwesten nach Nordosten und erstreckt sich von der Weser (150 m ü. NN) bis zu einer Höhe von 472 m, also vom Hügelland bis über die Mittelgebirgsstufe auf Buntsandstein. Diese große Höhen-Spanne ermöglicht Arten auch die vertikale Wanderung, die möglicherweise durch den Klimawandel erforderlich wird.
In den vielen alten Bäumen finden Hirschkäfer, mehr als zehn baumbewohnende Fledermausarten, Schwarzstorch, Grau- und Schwarzspecht sowie die Wildkatze einen Raum zum Leben. Umfangreiche Eichen- Hutewälder und kilometerlange Eichenalleen erinnern an die Zeiten der Waldweide. Viele dieser Baumriesen finden sich nun auch im Naturwald. Diese alten Bäume bieten bereits die typischen Naturwaldstrukturen, die künftig zunehmen werden. Dazu gehören Zwieselbäume, Mulmhöhlen, viel stehendes und liegendes Totholz. Der NABU hat sich daher bereits seit 1994 dafür eingesetzt, einen Teil als „Urwald von morgen“ auszuweisen.
Im Gebiet enthalten ist das 78 Hektar große Naturwaldreservat „Weserberghänge“, welches bereits 1997 ausgewiesen wurde. Charakteristisch sind zahlreiche Quellstandorte sowie mehrere tief eingeschnittene Bachtäler. Der östliche Teil der Naturwaldfläche liegt im europäischen Schutzgebiet „Weserhänge mit Bachläufen“ (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet).
Die steilen Abhänge des Naturwaldes zum Wesertal waren wohl immer bewaldet, während im nördlichen Reinhardswald als Relikt der einstigen landwirtschaftlichen Nutzung Hoch- oder Wölbäcker in bundesweit einmaliger Ausdehnung erhalten geblieben sind.
Leider ist das Land bei der Abgrenzung des Naturwaldes nicht dem Vorschlag der Naturschutzverbände gefolgt. Stattdessen wurde eine stark ausgefranste Abgrenzung gewählt, die nur schwer für Besucher nachvollziehbar ist. Daher empfehlen wir eine Arrondierung des Naturwaldgebietes.