Heimkehrer Wolf
Der Wolf kommt nach Hessen zurück




Fünf Jahre lang lebte der Wolf "Reinhard" in den nordhessischen Wäldern - Foto: Jochen Dörbecker
Vor über 150 Jahren wurde der Wolf in Deutschland ausgerottet. Inzwischen ist er auf eigenen Pfoten in seine alte Heimat zurück gekehrt. Vielfach begegnen die Menschen dem Wolf mit Angst und Vorurteilen. Die LAG Wolf im NABU Hessen möchte vermitteln und wirbt durch Aufklärung für mehr Toleranz und Verständnis für den Wolf. Sie ist Ansprechpartner für Nutztierhalter, Jäger und alle, die Fragen zur Rückkehr des zur Zeit größten in Deutschland lebenden Beutegreifers haben.
Auf eigenen Pfoten durch Hessen
Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland begann im Jahr 2000: Aus Polen kommend waren Wölfe über die Oder geschwommen und hatten sich in der sächsischen Lausitz niedergelassen. Mit der Geburt der ersten Welpen in freier Wildbahn war Deutschland wieder „Wolfsland“. Inzwischen sind über 30 Rudel in Deutschland heimisch.
Manch einer spricht schon von einer „explosionsartigen“ Verbreitung, dabei ist es aus wildbiologischer Sicht ganz normal, dass Wölfe die für sie geeigneten Territorien besetzen. Die Entwicklung eines Bestandes wird darüber hinaus von weiteren Faktoren wie Verlust von Tieren durch Verkehrsunfälle, Wilderei und Welpensterblichkeit beeinflusst. Der bekannteste hessische Heimkehrer lebte ab 2006 fünf Jahre lang im Reinhardswald bei Kassel. Er erfreute sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung, trotz vereinzelter Übergriffe auf Nutztiere, die ihm zugeschrieben wurden. 2011 wurde er verendet gefunden. Er starb vermutlich eines natürlichen Todes. Wolf „Reinhard“ hat uns gezeigt, dass Mensch und Wolf wieder zusammenleben können. Ein weiterer Wolf lebte etwa ein Jahr lang im Westerwald, wo er im Jahr 2012 von einem Jäger illegal erschossen wurde. In den letzten Jahren wurden mehrere totgefahrene Wölfe an hessischen Straßen entdeckt und nachweislich sind seit Juli 2019 eine Wölfin bei Ulrichstein im Vogelsberg und eine Wölfin in der Umgebung des "Stölzinger Gebirges" resident geworden. Daher ist damit zu rechnen, dass sich in Hessen bald ein erstes Rudel bildet.
Nutztierherden effektiv schützen
Die Rückkehr des Wolfes kann zu Konflikten mit Nutztieren führen. Mit einer guten Vorsorge im Vorfeld kann man Übergriffe auf Nutztierherden aber minimieren. Bewährt hat sich nicht nur der Einsatz von Herdenschutzhunden, sondern auch Esel und Lama wurden bereits getestet. Lappenzäune bieten einen ersten Schutz gegen den Wolf, Elektrozäune sind die sicherere Variante.
Auch die Rückkehr zur Behirtung ist eine Maßnahme, um Nutztiere und Wolf auf Distanz zu halten. Es gibt viele Möglichkeiten – hier können wir auch von anderen Ländern lernen, in denen der Wolf immer Teil des Tierbestandes war. Die zuständigen Verbände in Deutschland stehen mit Rat und Tat zur Seite. Einen einhundertprozentigen Schutz vor Schäden wird es nicht geben. Für diesen Fall werden die Möglichkeiten von Hilfen für Nutztierhalter im Managementplan geregelt.
Begegnungen mit Wölfen
Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden und dadurch ihre Gleichgültigkeit gegenüber Menschen verlieren, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar. In den letzten 15 Jahren – seitdem es Wölfe wieder in Deutschland gibt – hat es keine Situation gegeben, bei der sich Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben. Wölfe brauchen keine Wildnis und leben mit uns in der Kulturlandschaft. Daher ist eine Wolfssichtung in der Nähe von Siedlungen an sich nichts Ungewöhnliches. Insbesondere Jungtiere sind häufig neugieriger und unbedarfter als erwachsene Wölfe.
Einzelne Wölfe, die ihre Distanz gegenüber Menschen dauerhaft aufgeben, sich aggressiv gegenüber Menschen verhalten oder sich auf Nutztiere beim Nahrungserwerb spezialisieren, können als auffällig bezeichnet werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat Kriterien erarbeitet, wann ein Wolf als auffällig einzustufen ist und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen (BfN Skript 201, 2007).
Wenn ich einem Wolf begegne
Beobachten Sie das Tier ruhig. Wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen Sie sich groß. Lautes Rufen kann den Wolf vertreiben. Ziehen sie sich langsam zurück und melden Sie Ihre Beobachtung an den zuständigen Wolfsberater oder an die zuständige Behörde. Übrigens: Das Nachstellen für ein Foto treibt das Tier womöglich in die Enge und ruft vermeidbare Reaktionen hervor. Diese Verhaltensregeln gelten übrigens für alle wehrhaften Wildtierarten, wie z. B. auch Wildschweine, denen der Mensch mit Respekt begegnen sollte.
In Frage kommen z. B. Vergrämungsmaßnahmen wie das Verscheuchen mit Gummigeschossen. Die Entnahme eines Tieres erfolgt nur im absoluten Ausnahmefall, wenn diese Vergrämungs-Maßnahmen keine Wirkung zeigen.
Der Wolf als Jäger und Gejagter
Der Wolf gilt als die Gesundheitspolizei in der hiesigen Tierwelt. Er jagt vornehmlich kranke und schwache Tiere. Dies sorgt für eine Stärkung der
Beutetier-Population, was wiederum deren Bestand sichert. Die von Jägern manchmal befürchtete Bestandsgefährdung von Reh, Rot- und Schwarzwild wird somit nicht eintreten. In der Regel reguliert nicht der Räuber die Beute, sondern die Beute den Jäger.
Auch der Wald profitiert von der Rückkehr des Wolfes und der damit verbundenen Regelung des Wildbestands, denn der Wildverbiss wird reduziert. Wolf und Jäger können gemeinsam für Wilddichten sorgen, die für die Forstwirtschaft verträglich sind. Der Wolf ist eine europaweit streng geschützte Tierart. Die Bejagung ist gesetzlich verboten. Illegale Abschüsse werden mit hohen Geld- und gegebenenfalls auch Haftstrafen geahndet.
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