Heimkehrer Wolf
Der Wolf kommt nach Hessen zurück
Vor über 150 Jahren wurde der Wolf in Deutschland ausgerottet. Inzwischen ist er auf eigenen Pfoten in seine alte Heimat zurück gekehrt. Vielfach begegnen die Menschen dem Wolf mit Angst und Vorurteilen. Die LAG Wolf im NABU Hessen möchte vermitteln und wirbt durch Aufklärung für mehr Toleranz und Verständnis für den Wolf. Sie ist Ansprechpartner für Nutztierhalter, Jäger und alle, die Fragen zur Rückkehr des zur Zeit größten in Deutschland lebenden Beutegreifers haben.
Auf eigenen Pfoten durch Hessen
Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland begann im Jahr 2000: Aus Polen kommend waren Wölfe über die Oder geschwommen und hatten sich in der sächsischen Lausitz niedergelassen. Auch aus Italien sind vereinzelt Tiere zugewandert. Mit der Geburt der ersten Welpen in freier Wildbahn war Deutschland wieder „Wolfsland“. Inzwischen sind über 150 Rudel in Deutschland heimisch.
Aus wildbiologischer Sicht ist es ganz normal, dass Wölfe sich ausbreiten und dabei die für sie geeigneten Territorien besetzen. Die Entwicklung eines Bestandes wird darüber hinaus von weiteren Faktoren wie Verlust von Tieren durch Verkehrsunfälle, Wilderei und Welpensterblichkeit beeinflusst. Der bekannteste hessische Heimkehrer lebte ab 2006 fünf Jahre lang im Reinhardswald bei Kassel. Er erfreute sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung, trotz vereinzelter Übergriffe auf Nutztiere, die ihm zugeschrieben wurden. 2011 wurde er verendet gefunden. Er starb vermutlich eines natürlichen Todes. Wolf „Reinhard“ hat uns gezeigt, dass Mensch und Wolf wieder zusammenleben können. In den Jahren danach kamen immer wieder einzelne Wölfe nach Hessen, bis sich 2019 erste Pärchen bildeten. Im Rheingau-Taunus gibt es nun ein erstes Rudel mit mehreren Jungtieren.
Nutztierherden effektiv schützen
Die Rückkehr des Wolfes kann zu Konflikten mit Nutztieren führen. Mit einer guten Vorsorge im Vorfeld kann man Übergriffe auf Nutztierherden aber minimieren. Die Errichtung von Schutzzäunen gehört mittlerweile zum Standard beim Herdenschutz, Elektrozäune mit mindestens 90 cm hohen Netzen bieten einen guten Grundschutz, eine Höhe von 1,20 Meter ist die sicherere Variante.
Bewährt hat sich zudem der Einsatz von Herdenschutzhunden. Auch die Rückkehr zur Behirtung ist eine Maßnahme, um Nutztiere und Wolf auf Distanz zu halten. Hier können wir auch von anderen Ländern lernen, in denen der Wolf immer Teil des Tierbestandes war. Die zuständigen Verbände in Deutschland stehen mit Rat und Tat zur Seite. Einen einhundertprozentigen Schutz vor Schäden wird es nicht geben. Für diesen Fall werden die Möglichkeiten von Hilfen für Nutztierhalter im Managementplan geregelt.
Wichtig ist, dass Herdenschutz nur erfolgreich sein kann, wenn er flächendeckend erfolgt.
Begegnungen mit Wölfen
Gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden und dadurch ihre Gleichgültigkeit gegenüber Menschen verlieren, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar. Seitdem es wieder Wölfe in Deutschland gibt, hat es bei uns keine Situation gegeben, bei der sich Wölfe aggressiv gegenüber Menschen verhalten haben (siehe dazu auch die Ergebnisse der). NINA-Studie zu weltweiten Wolfsangriffen Wölfe brauchen keine Wildnis und leben mit uns in der Kulturlandschaft. Daher ist eine Wolfssichtung in der Nähe von Siedlungen an sich nichts Ungewöhnliches. Insbesondere Jungtiere sind häufig neugieriger und unbedarfter als erwachsene Wölfe.
Einzelne Wölfe, die ihre Distanz gegenüber Menschen dauerhaft aufgeben, sich aggressiv gegenüber Menschen verhalten oder sich auf Nutztiere beim Nahrungserwerb spezialisieren, können als auffällig bezeichnet werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat Kriterien erarbeitet, wann ein Wolf als auffällig einzustufen ist und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Wenn ich einem Wolf begegne
Beobachten Sie das Tier ruhig. Wenn Sie sich unwohl fühlen, richten Sie sich auf und machen Sie sich groß. Lautes Rufen kann den Wolf vertreiben. Ziehen sie sich langsam zurück und melden Sie Ihre Beobachtung an den zuständigen Wolfsberater oder an die zuständige Behörde. Übrigens: Das Nachstellen für ein Foto treibt das Tier womöglich in die Enge und ruft vermeidbare Reaktionen hervor. Diese Verhaltensregeln gelten übrigens für alle wehrhaften Wildtierarten, wie z. B. auch Wildschweine, denen der Mensch mit Respekt begegnen sollte.
In Frage kommen z. B. Vergrämungsmaßnahmen wie das Verscheuchen mit Gummigeschossen. Die Entnahme eines Tieres erfolgt nur im absoluten Ausnahmefall, wenn diese Vergrämungs-Maßnahmen keine Wirkung zeigen.
Der Wolf als Jäger und Gejagter
Der Wolf gilt als die Gesundheitspolizei in der hiesigen Tierwelt. Er jagt vornehmlich kranke und schwache Tiere. Dies sorgt für eine Stärkung der
Beutetier-Population, was wiederum deren Bestand sichert. Die von Jägern manchmal befürchtete Bestandsgefährdung von Reh, Rot- und Schwarzwild wird somit nicht eintreten. In der Regel reguliert nicht der Räuber die Beute, sondern die Beute den Jäger.
Auch der Wald profitiert von der Rückkehr des Wolfes und der damit verbundenen Regelung des Wildbestands, denn der Wildverbiss wird reduziert. Wolf und Jäger können gemeinsam für Wilddichten sorgen, die für die Forstwirtschaft verträglich sind. Der Wolf ist eine europaweit streng geschützte Tierart. Die Bejagung ist gesetzlich verboten. Illegale Abschüsse werden mit hohen Geld- und gegebenenfalls auch Haftstrafen geahndet. Mehr Informationen zum Wolf in Hessen gibt es bei der NABU-Landesarbeitsgruppe Wolf.
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