Potentielles Wildnisgebiet Oberwald (Vogelsbergkreis) -Foto: Berthold Langenhorst
Oberwald im Vogelsberg
Vulkan mit wertvollem Wald
Mit 773 Meter ist der Taufstein der höchste Berg in den Vorschlägen für Waldschutzgebiete des NABU Hessen. Seine Besonderheit sind daher montane, nährstoffreiche Buchenwälder. Bereits vor 2350 Jahren war die Rotbuche die bestimmende Baumart im Vogelsberg. Sie blieb bis vor 200 Jahren vorherrschend. Erst dann setzte die Aufforstung mit Fichte ein, die heute die bestimmende Baumart im Vogelsberg ist. Hier ließe sich ein Naturwald mit Buchen in einer Größe von 1179 Hektar entwickeln.
Klangvolle Waldgesellschaften wie Zahnwurz-Buchenwald, Perlgras-Buchenwald, Sommerlinden-Bergulmen-Blockschuttwald, Flattergras-Hainsimsen-Buchenwald zeugen von den Besonderheiten dieser artenreichen Wälder auf dem Basaltkegel des Vulkans. Das Gebiet hat bereits europäischen Schutzstatus: Vollständig als EU-Vogelschutzgebiet, zu zwei Dritteln als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Hier fühlen sich Arten wie der Dunkle und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der Kaisermantel, Baumfalke, Waldschnepfe, Rauhfußkauz und Wasserfledermaus wohl. In den Wasserläufen tummeln sich Groppen und Wasseramseln.
Mit dem Naturwaldreservat Niddahänge östlich Rudingshain wurde ein kleiner Waldbereich bereits 1988 aus der Nutzung genommen. Seit damals haben wertvolle Waldstrukturen enorm zugenommen, wie im Portrait des Naturwaldreservats erwähnte Untersuchungen des Senckenberg-Instituts gut belegen. Im November 2021 wurde das Naturschutzgebiet „Oberes Niddatal und Forellenteiche“ auf 145 ha erweitert und so insgesamt eine 101 ha große Waldfläche mit natürlicher Entwicklung geschützt
So hat die Holzmenge der Bäume auf fast 700 m³ je Hektar zugenommen. In der bewirtschafteten Vergleichsfläche ist sie in der gleichen Zeit auf ca. 350 m³ abgesunken. Gleichzeitig hat sich die Menge des Totholzes erheblich erhöht und lag im Jahr 2006 mit über 70 m³ je Hektar deutlich über dem Anteil in der bewirtschafteten Vergleichsfläche (25 m³ pro Hektar). In dem ungenutzten Naturwald konnten 1998 Tierarten nachgewiesen werden. Da nur ein Teil der Tiergruppen bearbeitet wurde konnte man hochrechnen, dass mindestens 6000 Tierarten im Naturwaldreservat leben.
In den Lücken, die im alten Wald entstehen, entwickeln sich vor allem Berg-Ahorn und Eschen, die die Öffnungen schneller besiedeln können, als die Buchen.
Massive Abholzung muss gestoppt werden!
Noch vor Kurzem waren rund 20 Prozent der Bestände über 140 Jahre alt. Leider wurde in den letzten Jahren ein großer Teil der Altholzbestände bereits abgeholzt. Hier muss unbedingt schnell gehandelt werden. Wenn der Wald nicht schnellstmöglich aus der Nutzung genommen und somit die Baumfällungen gestoppt werden, dann ist von den wertvollen Altholzbeständen des Oberwalds bald nichts mehr übrig.
Informationen zu den Schutzgebieten
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