Wildnisgebiete für Hessen
Natürliche Walddynamik braucht große Flächen
In den Wildnisgebieten können dynamische Vorgänge und Prozesse (z. B. Sturmwurf, Waldbrand, Hangrutschung, Insektenschäden, Trockenheitsschäden) ablaufen, ohne dass dabei gleich wieder Arten lokal aussterben. Damit trotz aller dynamischen Veränderungen kontinuierlich alle verschiedenen Lebensraumstrukturen in ausreichender Zahl und ausreichend große Populationen aller charakteristischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gesichert sind, müssen diese Gebiet groß sein: Die Mindestflächengröße für ein Wildnisgebiet ist in Deutschland im Wald 1000 Hektar und im Auenbereich 500 Hektar zusammenhängender Fläche.
Es gibt in Hessen bisher 4 Gebiete, die bereits als Wildnisgebiete geeignet sind:
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee liegt in Nordhessen und ist der größte Naturwald Hessens mit einem hohen Anteil alter Bäume. Aus der Luft wirkt er wie ein Buchenmeer. Keine Straße und keine Dörfer zerschneiden die ausgedehnten alten Wälder. Mehr →
Der nordhessische Reinhardswald im Weserbergland bei Kassel gehört mit 20.000 Hektar Größe zu den größten, in sich geschlossenen Waldgebieten in Hessen. Als Heimat vieler Sagen, Legenden und Märchen der Gebrüder Grimm ist er auch überregional bekannt. Mehr →
Als einziger Auwald unter den hessischen Naturwäldern kann das Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue einen beachtlichen Artenreichtum vorweisen. Der alte Baumbestand und die unregulierte Hochwasserdynamik schaffen auch Lebensräume für besonders seltene Arten. Mehr →
Der angehende Laubwald-Urwald liegt im Waldmeer des Hinterlandswaldes, einem der größten zusammenhängenden und unzerschnittenen Waldgebiete in Hessen. Seine Topographie und zahlreiche Naturwaldstrukturen sorgen für Dynamik und Artenreichtum. Mehr →
Nach der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt soll sich bis 2020 die Natur auf 2% der Landesfläche Deutschlands wieder ungestört entwickeln können. Hessen ist damit weit im Rückstand: Wir können bisher lediglich auf 0,5 Prozent der Landesfläche zum Zwei-Prozent-Wildnisziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) beitragen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe…
Daher ist es wichtig, dass bei der weiteren Auswahl von forstwirtschaftlich ungenutzten Naturwäldern die Gebiete so ausgewählt werden, dass sie mit über 1000 Hektar Größe zugleich auch das Wildniskriterium erfüllen. So erfüllt man gleich zwei Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Wenn alle neuen Naturwälder entsprechend ausgewählt würden (9600 Hektar), könnte Hessen zumindest einen Anteil von 0,9 Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiet erreichen – immer noch weit unter dem eigentlichen Ziel.
Das System aus Naturwäldern sollte alle verschiedenen Waldtypen in Hessen repräsentieren. Das ist bisher nicht gewährleistet. Es fehlen vor allem montane Buchenwälder verschiedener Gesteins-Untergründe (Großer Diedensberg bei Battenberg, Taunushöhen, Oberwald im Vogelsberg) und Eichen-Mischwälder (Krofdorfer Wald, Alsberg im Spessart, Kammerforst-Erweiterung, Hörre im Lahn-Dillkreis), die bei weiteren Naturwald-Ausweisungen berücksichtigt werden müssen.
Hessen muss das Wildnisziel in die Hessische Biodiversitätsstrategie aufnehmen!
Ziel des Hessischen Landesentwicklungsplans ist bereits die Sicherung von Gebieten, auf denen dauerhaft eine natürliche Dynamik zuglassen wird. So soll langfristig ein Netz von Prozessschutzflächen aufgebaut und in den Biotopverbund integriert werden. Begründet wird dies damit, dass die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt vorsieht, bis zum Jahr 2020 auf mindestens 2% der Landesfläche Deutschlands Wildnisgebiete zu etablieren. Dieses Ziel muss nun auch Eingang in die Hessische Biodiversitätsstrategie finden. Dort ist bisher nur das themenverwandte 5-Prozent-Naturwald-Ziel enthalten.
Der NABU ist mit 17 anderen Naturschutzorganisationen Teil der Initiative „Wildnis in Deutschland“. Mit der Broschüre "Wir für Wildnis" veröffentlichen die 18 Naturschutzorganisationen gemeinsame Positionen für mehr Wildnis in Deutschland und begründen ausführlich, warum Wildnisgebiete für die Natur und für den Menschen so wichtig sind. Zusätzlich geben sie Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Forderungen.
Sie binden Kohlenstoff und speichern Wasser: Naturwälder und ihre Böden sind ein Lichtblick bei den Schreckensmeldungen zum Wald, die sich gerade häufen. Doch ein Umbau hin zu naturbelasseneren Wäldern kommt zu langsam voran. Hier ist die Politik gefordert! Mehr →
Die Waldfläche in Deutschland hat wieder leicht zugenommen. Doch vielerorts steht es schlecht um den deutschen Wald. Ziel beim Schutz der Wälder ist die Entwicklung naturnaher Wälder, die ohne Kahlschläge und Pestizide bewirtschaftet werden. Mehr →
Angesichts der Debatte um einen dauerhaften Nutzungsverzicht von Wäldern hat der NABU ein eigenes Konzept zur Schaffung von „Urwäldern von morgen“ vorgelegt: Zum Erhalt der biologischen Vielfalt brauchen wir dringend mehr gut vernetzte Wildnisgebiete. Mehr →
Fit für das Klima von morgen! Das ist die Devise nach der sich die Forstwirtschaft heute schon richten muss. Zunehmende Trockenheit und Wassermangel fordert einen gesunden und stabilen Waldbestand aus Laub und Nadelbäumen. Mehr →