Große Herausforderungen im Naturschutz
Maik Sommerhage ist neuer Vorsitzender des NABU Hessen
„Seit meiner Kindheit bin ich im NABU aktiv und bin begeistert von den vielen Ehrenamtlichen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten für den Natur- und Artenschutz einsetzen.“
Ich stamme aus dem Waldecker Land in Nordhessen und wurde 1977 in Bad Arolsen geboren. Meine Eltern haben mir früh den respektvollen Umgang mit der Natur mit allen ihren Geschöpfen nähergebracht und meine Leidenschaft für die Belange des Artenschutzes geweckt. Und eben diesen achtsamen Umgang versuchen meine Frau und ich nun auch unseren drei wunderbaren Kindern mit auf den Weg zu geben.
Nachdem ich fast 11 Jahre beim NABU Landesverband hauptamtlich tätig war, habe ich mich 2020 selbstständig gemacht und beschäftige mich u. a. mit Feldflurprojekten und diversen Monitorings, stand in den letzten Jahren dem Landesvorstand als „Fachexperte Vogelschutz“ aber weiterhin beratend zur Seite.
Für den NABU aktiv bin ich zudem in meiner Bad Arolser Gruppe als stellvertretender Vorsitzender und engagiere mich auf Bundesebene bei der Bundesarbeitsgruppe Ornithologie und Vogelschutz sowie der Arbeitsgruppe „Windenergie und Artenschutz“.
„Die Herausforderungen, die auf uns Natur- und Artenschützer*innen warten, sind gewaltig!“
Dabei geht es z. B. um die Verbandsentwicklung, deren Knackpunkt sein wird, die Gruppen und Kreisverbände mit individuellen Lösungen zu unterstützen. Und auch die Vernetzung der Aktiven, die sich regional z. B. in Landschaftspflegeverbänden und in Naturschutzbeiräten einsetzen, ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Wir müssen hier noch sehr viel schlagkräftiger werden! In diesem Zusammenhang ist auch die Bildungsarbeit zu erwähnen, in der wir uns viel mehr als in der Vergangenheit damit beschäftigen müssen, Naturbegeisterte zu Artenkenner*innen zu machen.
„Der Artenschwund und die Klimakrise halten uns alle in Atem. Wir brauchen eine deutliche Kurskorrektur, um unsere Lebensgrundlagen dauerhaft zu sichern.“
Unsere Landschaft verändert sich durch Infrasturkturplanungen wie dem Ausbau von Wind- und Solarenergie im Zuge der Energiewende wahnsinnig schnell. Hier gilt es, unserer Rolle als Anwält*innen der Natur noch mehr gerecht zu werden und die Stimme für Arten wie Rotmilan und Schwarzstorch zu erheben.
Besonders problematisch sind die negativen Entwicklungen im Offenland und im Wald. Wir brauchen flächige Ansätze und keine kleinräumig wirkenden „Leuchtturmprojekte“, um dem Niedergang der Arten der Feldfluren entgegenzuwirken.
Gegenüber Politik und Verwaltung werden wir uns dafür einsetzen, dass geeignete Mechanismen gefunden werden. Beispiele, wie dies gelingen kann, liefert dazu u. a. unsere NABU-Stiftung.
Das Waldsterben in den letzten Jahren durch Trockenschäden infolge des Klimawandels hat noch lange nicht ihr Ende gefunden. Hier werden wir uns für die Entwicklung naturnaher Wälder einsetzen. Dies muss über die richtigen politischen Weichenstellungen genutzt werden: Der Strategiewechsel muss darin liegen, nicht mehr die Holzproduktion im Wald in den Vordergrund zu stellen, sondern seine anderen, für uns unverzichtbaren Funktionen: Den Erhalt der Wälder als Wasserspeicher, als Luftfilter, als Klimapuffer, als Lebensraum für eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen und letztlich auch als Erholungsraum für uns Menschen.
„Viele Schutzgebiete sind in der Praxis nur unzureichend betreut. Dadurch verlieren wir immer mehr biologische Vielfalt.“
Um die Situation zu verbessern, muss das Land Hessen den ehrenamtlichen Naturschutz stärker einbinden. Auch beim NABU soll das ehrenamtlichen Engagement durch einen umfassenderen Gruppenservice und eine breit gefächerte Aus- und Fortbildung weiter gestärkt werden.
Trotz der gewaltigen Aufgaben bin ich hoffnungsvoll, dass es uns dank einer gut aufgestellten Geschäftsstelle in Wetzlar, einem erfahrenen Landesvorstand und den vielen ausgezeichneten Aktiven in den Kreisverbänden und Gruppen vor Ort gelingen kann, dem Artenschwund entgegenzuwirken. Dafür sind wir als Einheit gefragt!