Rebhühner - Foto: Volker Saß/www.naturgucker.de
Wo sind Feldlerche und Rebhuhn?
Interview zur Situation der Feldvögel
Die Feldlerche ist 2019 der „Vogel des Jahres“. Wie geht es dem Frühlingsboten im Landkreis Waldeck-Frankenberg?
Obwohl die Landwirtschaft in unserer Mittelgebirgsregion bei weitem nicht so intensiv betrieben wird wie z.B. in Südhessen oder in der Wetterau, gehen die Bestände der Vogelarten des Offenlandes und besonders auch der Feldlerche drastisch zurück.
Ich selbst habe in der Feldgemarkung meines Heimatortes Battenberg-Laisa im Rahmen einer hessenweiten Kartierungsaktion auf 50 Hektar großen Probeflächen in den Jahren 1998, 2003 und 2012 den Feldlerchenbestand erfasst. Konnten im Jahr 1998 bei vier Kontrollgängen noch minimal 27 und maximal 58 singende Feldlerchen ermittelt werden, so waren es im Jahr 2012 nur noch minimal 18 bzw. maximal 22 Feldlerchen. Anders ausgedrückt: Der Bestand verringerte sich von 11,6 auf 4,2 Reviere pro 10 Hektar. Dies entspricht einem Rückgang von 64 Prozent in nur 14 Jahren!
Wie sieht die Situation anderer typischen Feldvögeln bei euch aus?
Auch bei uns ist das Rebhuhn, das zu meiner Kindheit in den 1960er Jahren noch ein häufiger Vogel in der Feldflur war, sehr selten geworden. Bundesweit wird von einem Rückgang von bis zu 95 Prozent gesprochen! Laut unserer Vogelkundlichen Hefte Edertal wurden im Herbst/Winter 1995/96 noch 36 Ketten kreisweit ermittelt, im gleichen Zeitraum der Jahre 2012 bis 2016 waren es nur noch 9 bis 16 winterliche Gruppen.
Auch bei der Wachtel ist ein Bestandsrückgang festzustellen, der aber nicht ganz so stark ist. Die Wachtel scheint von der Klimaerwärmung zu profitieren.
Die Goldammer geht in den ausgeräumten Tallagen und Hochflächen ebenfalls stark zurück. Im oberen Edertal mit vielen Hecken und Feldgehölzen ist ihr Bestand aber noch relativ stabil.
Was sind aus deiner Sicht die Hauptursachen für diese Entwicklungen?
Es hat in den letzten Jahren viele Untersuchungen über den Rückgang der Feldvögel gegeben. Fast alle kommen zu dem Ergebnis, dass als Hauptursachen die Intensivierung der Landwirtschaft durch verstärkte Mineraldüngung und Pestizideinsatz und die Einführung moderner Bewirtschaftungsmethoden wie die frühere und häufigere Mahd auf Silagewiesen, Anbau von monotonen Energiepflanzen zu nennen sind.
Auch der Wegfall von Saumstrukturen durch Umbruch von Wiesenwegen und Wegebanketten und die Zusammenlegung vieler kleiner Flächen mit unterschiedlichem Fruchtanbau zu großen monotonen Ackerflächen spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle. Nicht zu vergessen, aber untergeordnet, muss man natürlich aber auch die Bestandszunahme von Prädatoren, also Waschbären, Wildschweine, Füchse, Dachse und Rabenkrähen erwähnen.
Welche konkreten Maßnahmen können Feldvögeln am besten helfen?
Wenn wir nicht zu einer drastischen Änderung der Bewirtschaftungsformen in der Landwirtschaft kommen, sehe ich für die Zukunft unserer typischen Feldvögel schwarz!
Dazu gehört vor allen Dingen eine Änderung der Agrarförderung der EU: Weg von der Förderung für alle Landwirte nach dem Gießkannenprinzip hin zu einer verstärkten Förderung von Landbewirtschaftern bei konkreten Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen.
Weiterhin sollte das vermehrt um sich greifende frühe Mulchen und Mähen von Wiesenwegen und Wegebanketten schon im Mai/Juni untersagt werden.
Die zurzeit von manchen gesellschaftlichen Kreisen favorisierten Lerchenfenster und Blühstreifen sind als ein Anfang des Umdenkens sicherlich zu begrüßen, aber bisher nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Hast du einen Lieblingsfeldvogel, den du immer wieder gerne beobachtest?
Ich bin immer wieder fasziniert vom Wachtelruf, dem "Schlag der Wachtel“, dem „pich-de- wick“ an lauwarmen Sommerabenden, wenn ich mit dem Fahrrad durch die Feldgemarkung fahre.
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