Nationales Naturerbe stets im Blick
Interview mit NABU-Schutzgebietsbetreuer Bernhard Feth
Was sind deine Hauptaufgaben als NABU-Schutzgebietsbetreuer im Nationalen Naturerbe „Weinberg Wetzlar“?
Wir sind zurzeit fünf aktive Schutzgebietsbetreuer. Wenn eine Schutzmaßnahme oder ein Arbeitseinsatz anstehen, sind wir auch präsent, insbesondere bei den Aktionen der Kindergruppe „Weinberg-Ranger“. Die tägliche Anwesenheit im Schutzgebiet wird von Günter Ott und mir abgedeckt. Die wichtigste Aufgabe sehe ich in der täglichen Präsenz vor Ort: Wir sind da! Mit Spaziergängern kommen Informationsgespräche zustande, um das Verständnis für Schutzmaßnahmen zu vermitteln, die nicht immer gleich plausibel sind. Zu unseren Aufgaben gehört auch die jährliche Bestandsaufnahme von Flora und Fauna. Nur so kann man kurz-, mittel- und langfristige Veränderungen feststellen und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen ergreifen. Dazu kommen die öffentlichen Themenexkursionen, jeweils neun im Jahr. Auch Anfragen von NABU-Gruppen, Vereinen und Schulklassen für eine Führung über den Weinberg Wetzlar werden natürlich nicht abgewiesen.
Im Schutzgebiet der NABU-Stiftung gibt es viele seltene Tiere und Pflanzen. Stören da nicht die vielen Spaziergänger?
Grundsätzlich nein! Hier machen sich unsere vielen Gespräche mit den Spaziergängern positiv bemerkbar. Zusätzlich zu den neuen Maßnahmen zur Besucherlenkung, also die optische Sperrung von besonders empfindlichen Bereichen, weisen wir immer wieder darauf hin, die Wege nicht zu verlassen. Das unerwünschte Pflücken von Blumen und das Abschneiden von Misteln beschränkt sich auf wenige Ausnahmen. Sehr hilfreich sind natürlich die an drei Standorten installierten NABU-Infotafeln. Wir wollen, dass sich die Spaziergänger an der vorhandenen Artenvielfalt erfreuen, wenn auch unter Einhaltung bestimmter Regeln.
Welche Aktivitäten stehen im Mittelpunkt des praktischen Naturschutzes auf dem Weinberg?
Das sind die Exkursionen und Führungen, denn sie führen die Teilnehmer zu einem besseren Verständnis für Natur und Umwelt und dienen somit dem Naturschutz. Zum praktischen Naturschutz gehören auch die jährlichen Rodungs- und Entbuschungs-Maßnahmen im Bereich der Feuchtgebiete. Zu nennen ist ebenfalls das Pflanzen von Obstbäumen, hier werden gezielt alte regionale Sorten von Apfel, Birnen und Steinobst ausgewählt. Es wurden schon 166 Bäume gepflanzt. Mit unserer Kindergruppe wollen wir in diesem Jahr noch mit dem Bau einer Trockenmauer beginnen.
Zum Schutzgebiet gehört auch eine große Feldscheune. Wofür nutzt ihr Schutzgebietsbetreuer das Gebäude?
Seit dem Kauf der NABU-Feldscheune dient sie offiziell als Treffpunkt für alle Führungen. Die Begrüßung erfolgt unter dem großen Vordach mit Blick auf die dort angebrachten Infotafeln. Wir nutzen die Räumlichkeiten als Lagerraum für alle erforderlichen Geräte und Werkzeuge für die Arbeitseinsätze. Wir haben auch einen Ausstellungsraum eingerichtet mit einer Nester- und Federsammlung sowie mit präparierten Vögeln und Säugetieren. Ein Bürozimmer muss noch komplettiert werden, aber das Aufenthaltszimmer wird bereits rege genutzt, wie z.B. für die Vorstandssitzungen des NABU Wetzlar.
Was war bislang dein schönstes Erlebnis auf dem „Weinberg Wetzlar“?
Für mich ist es immer ein schönes Erlebnis, wenn den Teilnehmern nach einer erfolgreichen Exkursion oder Führung anzusehen ist, dass es ihnen gefallen hat. Mein tollstes Erlebnisse waren die Beobachtung eines Rotkopfwürgers und die Rückkehr des Wendehalses mit derzeit drei Revieren. Als ein schönes Erlebnis kann ich auch den 25. Mai 2012 bezeichnen, denn an diesem Tag erfolgte die Übertragung des „Weinberg Wetzlar“, das sich bis dahin im Bundeseigentum befand, auf die NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe. Seitdem steht das Nationale Naturerbe unter einem besonderen Schutz.
Vielen Dank Bernhard, weiterhin alles Gute für eure Arbeit!