Blick auf die Vogelbeobachtungshütte mit normalem Wasserstand -Foto: Maik Sommerhage
Sömmerung des Ober-Mooser Teichs
Weniger Schlamm und Nährstoffe für eine höhere Artenvielfalt
Historie des Teichs
Der Ober-Mooser Teich wurde ursprünglich als reiner Nutzteich zur Fischzucht angelegt. Zu diesem Zweck wurde der Moosbach, der auch heute noch durch den Ober-Mooser Teich fließt, angestaut. Um die Fische gut abschöpfen zu können, wurde das Wasser des Teichs abgelassen. In regelmäßigen Abständen wurde das Wasser sogar ganz abgelassen und für eine Saison Ackerbau auf der Teichfläche betrieben. So wurde der im Teich angesammelte Schlamm und die überzähligen Nährstoffe sinnvoll genutzt und in den Folgejahren die Wasserqualität für die Fischzucht gesteigert.
Wieso musste gehandelt werden?
Die traditionelle Entschlammung des Teiches wurde seit langem nicht mehr durchgeführt. Der Nährstoffeintrag findet aber natürlich weiterhin statt und führt zu großen Problemen bei der Wasserqualität des Gewässers. Denn Pflanzenreste und Laub setzen sich als Schlamm am Grund eines Sees ab. Die Schlammschicht wird im Lauf der Zeit immer mächtiger. Im Schlamm enthaltene Nährstoffe sowie der Eintrag von Düngestoffen aus den umliegenden Ackerflächen fördern das Algenwachstum des Teiches.
Der heiße Sommer des Jahres 2018 hatte das Algenwachstum zusätzlich sehr gefördert und zu Sauerstoffknappheit geführt. Der Ober-Mooser Teich drohte umzukippen. 2019 wurde der Ober-Mooser Teich deshalb „gesömmert“, d.h. er wurde trockengelegt und führte über den Sommer bis auf das schmale Bachbett des Moorbachs kein Wasser.
Was passierte auf der Fläche genau?
Ziel dieser Sömmerung war, dass sich die Schlammschicht deutlich reduziert. Der Abbau des organischen Materials erfolgte durch den Kontakt mit Sauerstoff. Aus den im Schlamm enthaltenen Samen entstand eine Wiese im Ober-Mooser Teich. Am Ende des Sommers wurde diese dann gemäht und das Mahdgut entfernt, um dem Teichboden Nährstoffe zu entziehen. Im Bereich des Damms wurde zusätzlich in Kooperation mit einem Bio-Landwirt und einer Schülergruppe Hafer gesät. Der Hafer wurde anschließend in Anlehnung an die traditionelle Bewirtschaftung durch die Mönche geernet und verwertet. Sowohl die Aussaat, als auch die spätere Ernte des Hafers, wie auch das Mähen der gesamten Teichfläche lief über das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg. Das gesamte Sömmerungs-Projekt der NABU-Stiftung findet in enger Abstimmung mit dem RP Gießen, Hessen-Forst, der Gemeinde Freiensteinau und dem Naturschutzgroßprojekt statt.
Daten zum Effekt der Maßnahme werden erfasst
Der Effekt der Entschlammungsmaßnahme wird natürlich auch überprüft. Dafür wurden 24 georeferenzierte Pflöcke auf der Fläche des Teichs ausgebracht. An diesen Stellen wurde die Dicke der Schlammschicht zu Beginn und nach Beendigung der Maßnahme gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass wie erhofft eine deutliche Reduktion der Schlammschicht erreicht werden konnte . Im Herbst 2019 wurde der Teich daher wieder angestaut.
Nun wird der Artenbestand der Flächen von fachlich versierten Ehrenamtlichen erfasst, um Daten zu Veränderungen in der Vogel-, Libellen- und Schmetterlingsfauna zu gewinnen.
Nach Rücksprache mit dem Fischereibiologen wurde vorerst auf einen Wiederbesatz durch Fische verzichtet, um Gewässermakrophyten, Libellen, Amphibien und nicht zuletzt den Insekten fressenden Schwarzhalstaucher zu fördern. Diese Artengruppen würden durch die von Fischen ausgehende Prädation leiden, daher wurde in Abstimmung mit der Oberen Naturschutzbehörde entschieden, die Teichentwicklung zunächst abzuwarten und die Situation im Herbst 2020 neu zu bewerten.
Nach der erfolgreichen Sömmerung behalten wir die Wasserqualität weiterhin genau im Auge. Dafür werden regelmäßig Wasserproben für Limnologische Untersuchungen von unseren Ehrenamtlichen vor Ort entnommen. Ein Punkt der uns dabei interessiert ist zum Beispiel der Nährstoffeintrag in die Gewässer und wie lange der positive Effekt der Sönmerung überhaupt anhält.