Krötenwanderung im Frühling
Autofahrer bitte bei Dämmerung vorsichtig fahren!
Tempolimit während der Krötenwanderung
„Endlich wird es auch in der Nacht so warm, dass die Kröten aus ihren Winterverstecken kommen und zu ihren Laichgewässern laufen. Besonders in Süd- und Mittelhessen dürfte einiges los sein“, erklärt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Der NABU bittet deshalb Autofahrer, in der Dämmerung vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche zu nehmen. Überall, wo Kröten, Frösche und Molche unterwegs seien, sollte man auf Tempo 30 heruntergehen, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden. Hinweisschilder an den Straßenrändern weisen auf Streckenabschnitte hin, in denen besonders viele Amphibien wandern.
Ströhmungsdruck der Fahrzeuge
Die kalten und frostigen Nächte der letzten Wochen hielten Frösche und Kröten bislang von ihrer Frühlingswanderung ab. Doch nun werden die Bedingungen in den niederen Lagen günstiger. Ab einer Nachttemperatur von fünf Grad Celsius verlassen die wechselwarmen Tiere ihre Winter-quartiere in der Abenddämmerung und machen sich auf zur „Hochzeitswanderung“. Zur Fortpflanzung kehren viele Amphibien an ihre Gewässer zurück. Die Winterquartiere wie Hecken, Wälder aber auch Gärten liegen teilweise weit entfernt von den Laichgewässern, in denen Kröten, Frösche und Molche auf Partnersuche gehen. Auf den bis zu drei Kilometer langen Wanderungen müssen sie dabei oftmals Straßen überqueren. „Manchmal bleiben die Kröten und Frösche sogar längere Zeit auf der warmen Fahrbahn sitzen und werden dann ein leichtes Opfer anrollender Autos“, erklärt Dominik Heinz. Hinweisschilder an den Straßenrändern weisen auf Streckenabschnitte hin, in denen besonders viele Amphibien wandern.
Der NABU bittet darum Autofahrer*innen, auf diesen Amphibienwanderstrecken höchstens 30 Stundenkilometer zu fahren. Das kann vielen Tieren das Leben retten. Denn sie können nicht nur durch direktes Überfahren sterben, sondern auch wenn Fahrzeuge schnell unterwegs sind. „Große Geschwindigkeit erzeugt einen so großen Unterdruck, dass es zu Verletzungen der inneren Organe von Fröschen, Kröten und Molchen kommt, und diese dann sogar durch den Mund nach außen gestülpt werden. Die Tiere verenden dann qualvoll am Straßenrand“, so Heinz.
NABU-Gruppen betreuen Krötenzäune
Eine umsichtige Fahrweise ist auch wegen der vielen freiwilligen Helfer*innen nötig. Denn auch zahllose ehrenamtlichen Naturschützer*innen in ganz Hessen schlagen sich nun wieder die Nächte um die Ohren, und sind dann bereits wieder sehr früh an den Straßen unterwegs. Viele hessische NABU-Gruppen haben ihre Krötenzäune schon aufgestellt, um Amphibien an besonderen Gefahrenstellen vor dem Straßentod zu retten. „Bei entsprechender Witterung heißt es nun, morgens und abends die Krötenzäune abzugehen, die in den Eimern sitzenden Amphibien zu zählen und sie über die Straße zu tragen“, erklärt der Amphibienexperte Heinz.
Um die Zaunbetreuung während der gesamten Wanderung gewährleisten zu können, sind die Naturschützer*innen organisatorisch besonders gefordert. Die Zäune müssen in Abschnitte unterteilt und Helfer*innen genau eingewiesen werden. Die Betreuungen erfolgen in enger Absprache mit den Behörden. „Dieser engagierte Einsatz der hessischen Helfer*innen ist umso wichtiger, da die Amphibien unter der Trockenheit der letzten Jahre besonders gelitten haben. Für viele Arten ist eine erfolgreiche Fortpflanzung enorm wichtig, um die Verluste und verminderte Reproduktion der letzten Jahre einigermaßen aufzufangen“, sagt Dominik Heinz. Viele Gruppen haben die Zaunbetreuung mit festen Helfer*innen organisiert, einige sind aber nach wie vor auf die Unterstützung von Freiwilligen angewiesen. Ob für die Betreuung der Amphibienzäune in Ihrer Gegend noch Helfer gebraucht werden, erfahren Sie von den ansässigen NABU-Gruppen. Der NABU bittet aber um Verständnis, dass nicht alle Gruppen in diesem Jahr zusätzliche Helfer*innen einweisen und einplanen können.
Mehr Engagement für den Amphibienschutz
Von der Landespolitik und den Kommunen fordert der NABU mehr Engagement für den Amphibienschutz. „Hier gilt das Verursacher-Prinzip“ betont Sommerhage. An Straßen, die Haupt-Wanderwege von Kröten, Molchen und Fröschen durchschneiden, müsse es flächendeckend Krötentunnel oder feste Krötenzäune geben. Auch der fortschreitenden Zerstörung der Lebensräume von Amphibien müsse Einhalt geboten werden. „Die Landesregierung hat eine gesetzliche Verpflichtung, Auen, Feuchtwiesen und Gewässer wirkungsvoller zu schützen“.
Amphibienfunde melden
Um eine bessere Übersicht über die Amphibienwanderung in Hessen zu erhalten, bitten wir darum, Funde von Kröten, Fröschen und Molchen bei NABU-Naturgucker online zu melden. Je mehr Krötenfreund*innen mitmachen, desto genauer können wir feststellen, wo die gefährdeten Lurche in Hessen noch vorkommen.