Jedes Bauchmuster ist verschieden - Foto: Mark Harthun
Gelbbauchunke in Hessen
Bedrohte Pfützenbewohnerin mit Herzaugen
Mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen und Verhalten hat es die Gelbbauchunke zum „Lurch des Jahres 2014" geschafft. Mit ihrem individuell gelb-schwarz gemusterten Bauch gehört der vier bis fünf Zentimeter große Froschlurch zu den auffälligsten Vertretern der hessischen Amphibienwelt. Eine weitere Besonderheit von "Bombina variegata" sind ihre herzförmigen Pupillen, die einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Die Gelbbauchunke ist in Hessen und ganz Deutschland stark gefährdet, denn ihr Lebensraum ist weitestgehend zerstört. Die verbliebenen Vorkommen des kleinen Gelbbäuchlers sind verinselt, so dass es kaum noch einen Austausch zwischen ihnen gibt.
Eine neue Heimat
In Europa reicht das Ausbreitungsgebiet der Gelbbauchunke vom südwestlichen Frankreich über große Teile Mitteleuropas bis nach Rumänien und in südlicher Richtung bis nach Griechenland. In Deutschland leben jedoch über 15 Prozent aller Gelbbauchunken auf der Welt, weshalb die Art hierzulande zu den Verantwortungsarten zählt. Vor allem ist der kleine Lurch in flachen Pfützen und Tümpel zu finden, die sich in der Nähe von naturnahen Bächen und Flüssen durch natürliche Überschwemmungen bilden. In diesen regemäßig neu vorkommenden Gewässern kann die Gelbbauchunke als „Erstbesiedler" ohne Konkurrenz ihren Laich ablegen.
Diese ursprünglichen Lebensräume sind jedoch durch Begradigung und Bebauung weitestgehend verloren gegangen. Die verbliebenen Vorkommen der markanten Amphibie findet man heutzutage in menschlich genutzten Gebieten wie Steinbrüchen und Truppenübungsplätzen, wo schwere Maschinen regelmäßig neue Fahrspuren und Pfützen erzeugen.
Ein Unkenjahr
Ab April erscheinen die Gelbbauchunken im Laichgewässer. Regenreiche Nächte bei mittleren Temperaturen um die 10°C sind der meteorologische Wecker, der die kleinenen Lurche aus der Winterstarre erwachen lässt. Steigen die Temperaturen um ein bis zwei Grad weiter an, kommen sie so richtig in Paarungslaune: Der erste Laich ist Ende April bis Anfang Mai in den Gewässern zu sehen, doch die Fortpflanzungszeit reicht bis in den Juli/ August hinein.
Dabei hat die Gelbbauchunke ein gutes Timing: Obwohl sie zu den "Spätaufstehern" im Amphibienreich zählt, kann sie die Pfützen die durch sommerliche Regenfälle entstehen als Pionier besiedeln, denn die meisten Arten unter den Fröschen, Kröten, Unken und Salamandern haben ihre Gewässer zu dieser Zeit bereits in Beschlag genommen. Die Laichballen, die meist an untergetauchten Grashalmen kleben, enthalten bis zu 45 Eier. Mitte Juni/Anfang Juli haben sich aus den zuvor geschlüpften Larven die Jungtiere entwickelt. Ab September brechen die Tiere in ihre Winterquartiere auf.
Schutz der kleinen Gelbbauchunke
Damit die verbliebenen Vorkommen der Gelbbauchunke eine Überlebenschance haben, ist die regelmäßige Pflege vorhandener, die Neuanlage und die Vernetzung von Laichgewässern von entscheidender Bedeutung. Dershalb haben sich fünf NABU-Landesverbände zu einem überregionalen Schutzprojekt zur „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ zusammengeschlossen. Der NABU Hessen ist Teil der Initiative.
Ansprechpartner
Artenhilfsprojekt Gelbbauchunke
Projektleitung: Dominik Heinz
Telefon: 06441-67904-26
Email: Dominik.Heinz@NABU-Hessen.de