Biberburgen an Flüssen sind leicht erkennbar - Foto: Jan Gräf
Bockert der Baumeister
Der Biber breitet sich in Hessen wieder aus




Ein Biber auf Nahrungssuche - Foto: Manfred Delpho
Im Jahr 1596 wurde der letzte hessische Biber an der Gersprenz im Odenwald gesichtet. Die intensive Bejagung des größten europäischen Nagers sorgte dann vorerst für sein Verschwinden von der Landkarte. Ein Wiederansiedlungsprojekt in den späten 1980er Jahren ebnete den Boden für das Comeback des Auenarchitekten nach Hessen: Aus den anfänglichen 18 Pionierbibern im Spessart sind mittlerweile 703 hessische Genossen geworden, viele sind auch nach Unterfranken abgewandert. Erfolgreich verlief das Projekt vor allem, weil die Biber mit Gewässerentwicklungsstreifen einen freien Raum zur Gestaltung ihrer Lebensräume bekamen, Behörden das Projekt professionell begleiteten und ein Netz aus ehrenamtlichen Biberbetreuern für die Akzeptanz des Rückkehrers warb. Der NABU Hessen richtet sein Biberengagement nach dieser Erfolgsstrategie aus.
Gewässerentwicklungsstreifen ausweisen

Lässt man dem Biber 10 bis 30 Meter „Spielraum" auf jeder Uferseite, renaturiert er die Flüsse von allein - Foto: Dominic Menzler
Biber müssen stets nagen, um ihre ständig wachsenden Zähne abzuwetzen. Sie fressen die Rinde von Bäumen und fällen diese, um an die frischen Blätter und Zweige der Krone zu kommen. Das übrige harte Holz verwenden Biber zum Bauen von Staudämmen oder Burgen. Im Sommer fressen sie auch Uferstauden wie Brennesseln und Wiesenkräuter. Für den Winter legen sie sich unter Wasser "Holzlager" an, denn Biber halten keinen Winterschlaf und brauchen auch dann Nahrung. Um vom Ufer leicht in den Fluss zu gelangen, gleiten sie auf von ihren selbst gebauten Erdrinnen, den sogenannten „Biberrutschen", das Ufer hinab. Aufgrund ihrer regen Bauaktivität gelten sie als Landschaftsgestalter im Tierreich.
Manchen Gewässeranrainern sind die baulichen Begabungen von Meister Bockert ein Dorn im Auge, für das Land Hessen kommt die Rückkehr des Bibers jedoch genau zur rechten Zeit. Bis 2015 sollten nach EU-Vorgaben alle Gewässer einen „guten ökologischen Zustand" erreichen – Hessen ist jedoch auch drei Jahre später noch meilenweit von diesem Ziel entfernt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Die gestalterischen Ambitionen des 1,30 Meter großen Nagers verwandeln begradigte und verbaute Flüsse zum Nulltarif in naturnahe Gewässerlandschaften. Deshalb setzt sich der NABU für die Ausweisung von Gewässer-Entwicklungsstreifen ein. So hätte er 10 bis 30 Meter breite Schutzzonen an beiden Flussufern, in denen der Baumeister die Gewässer frei gestalten kann.
Die „Handschrift" des Bibers
Im Einsatz für den Biber
Der Biber breitet sich mittlerweile in Hessen weiter aus: Erste Spuren an Schwalm, Fulda, im Odenwaldkreis und im Lahnsystem allein in den letzten Jahren zeigen, mit welcher Geschwindigkeit sich der über einen Meter große Nager seinen Lebensraum zurückerobert. Damit er auch überall willkommen ist, werben ehrenamtliche NABU-Biberbotschafter mit Führungen, Exkursionen und Vorträgen für den sympathischen Auenarchitekten mit der charakteristischen Schwanzkelle. Ein bundesweit einzigartiges Leuchtturmprojekt ist das Bibermobil des NABU Wetterau. Für Jung und Alt buchbar, hält es eine Vielzahl an Bildungsangeboten zum Lebensraum Fließgewässer mit all seinen Tierarten bereit.
Ehrenamtliches Engagement für den Biber ist ein wichtiger Teil für die Überzeugungsarbeit vor Ort. Doch langfristig muss diese Pionierarbeit von Seiten der Politik und Behörden durch ein aktives Bibermanagement und der Ausweisung von Gewässerentwicklungsstreifen unterstützt und gefördert werden. Sonst erlischt die Flamme der ehrenamtlichen Sympathisanten und der Biber wird medial womöglich als "Problemtier" enden. Weitere Infos zum Biber erhalten Sie von unserem Biberexperten Mark Harthun.
Mark Harthun
Tel. 06441-67904-16
E-Mail: Mark.Harthun@NABU-Hessen.de