Biotopverbund erklärt: Zerschneidung
Biotopverbund
Lebensräume vernetzen, Vielfalt erhalten
Offenland - Foto: NABU Hessen / Marielle Theiß
Was ist ein Biotopverbund und warum ist er so wichtig?
Um die Artenvielfalt zu bewahren, reicht es nicht aus, nur einzelne Schutzgebiete zu betrachten. Die Natur ist ein großes, lebendiges Netzwerk. Damit dieses Netzwerk stabil bleibt, müssen die einzelnen Lebensräume miteinander verbunden sein. Genau das leistet ein Biotopverbund. Er schafft Verbindungen, so dass Tiere und Pflanzen wandern, sich ausbreiten und entwickeln können. Das lässt sich gut mit unserem Leben vergleichen: Auch wir Menschen brauchen ein Netz an Orten, aus Supermärkten, Ärzten und Freizeitbereichen, welche für uns erreichbar sein müssen. Doch in den letzten Jahrzehnten wurde unsere Landschaft immer stärker zerschnitten. Sei es durch Straßen, Siedlungen oder intensiver Landwirtschaft. Für viele Lebewesen sind diese Barrieren kaum zu überwinden. Deshalb ist es heute wichtiger denn je, wieder Verbindungen in unserer Umwelt zu schaffen – damit das Netz der Natur nicht gänzlich verloren geht.
Maßnahmen für einen Biotopverbund
Stadt
Lebensraum für Mensch und Tier
Ein Beispiel von Fledermäusen
Fledermäuse und die Streuobstwiese
Streuobstwiesen sind für Fledermäuse in vielerlei Hinsicht attraktiv – sowohl als Lebensraum, Jagdhabitat oder als zusätzliche Leitstruktur. Durch ein hohes Insektenvorkommen auf Streuobstwiesen werden sie von Fledermäusen regelmäßig zur Insektenjagd aufgesucht. Streuobstwiesen, die durch Mahd, Beweidung und Baumneupflanzungen gepflegt werden sind für Fledermäuse besonders attraktiv, da hier besonders viel Nahrung und Versteckmöglichkeiten geboten werden. Da Streuobstwiesen oft in Siedlungsrandnähe sind können sie die Funktion als Leitstruktur erfüllen. Besser erreichbar werden sie für Fledermäuse, wenn sie über Baumreihen, Heckenzüge oder Allen an den Wald angebunden sind.
Land
Vielfältige Landschaften und vielfältige Bewohner
Ein Beispiel aus der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe
Zusammen mit der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist neben den Kommunen der größte Flächennutzer und -eigner. Beim Biotopverbund müssen Landwirt*innen daher gezielt miteinbezogen werden, damit Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzen Hand in Hand gehen. Wie diese Beteiligung funktionieren kann, zeigt das Projekt „Kalkmagerrasenvernetzung“ der NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg befindet sich das FFH-Gebiet „Kalkmagerrasen zwischen Morschen und Sontra“. Das zerstückelte Schutzgebiet zeichnet sich durch kleine, verinselte Vorkommen von arten- und blütenreichen Grasland-Biotopen aus, die in der Region einst weit verbreitet waren. Durch die Verinselung kommt es nur noch sehr selten zu einem Austausch an Pflanzensamen und somit zu einer genetischen Verarmung der Populationen. Um die Reliktvorkommen wieder miteinander zu vernetzen, arbeiten wir eng mit einem örtlichen Wanderschäfer zusammen, der mit seinen Schafen im Laufe des Jahres von Fläche zu Flächen zieht. Durch diese traditionelle Art der Tierhaltung werden die Pflanzensamen über Wolle, Kot und Klauen der Schafe unter den Flächen verteilt, wodurch wir aktiv zum Biotopverbund und damit zum Erhalt der Biodiversität beitragen.
Fluss
Wasserlandschaften für ökologische Vielfalt
Der Biber - Ein wahrer Architekt der naturnahen Bäche
Dämme für die Artenvielfalt
Biber sind überaus nützliche Tiere, denn durch ihre Dammbau- und Nagetätigkeit verändern sie die Landschaft und tragen dazu bei, Bäche und Flüsse wieder naturnaher zu gestalten. Selbst in vormals eintönigen Flusslandschaften werden neue Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten geschaffen: strukturreiche Stillgewässer entstehen, in denen sich Wasserpflanzen einstellen. Fische, Libellen und Amphibien finden wieder mehr Laichplätze sowie Weiß- und Schwarzstorch oder Eisvogel mehr Nahrung. Da die fleißigen Nager eine Wiederanbindung des Gewässers an die Aue bewirken, entstehen Quervernetzungen zwischen Gewässer, Ufer, Auwald und Feuchtwiesen, so dass viele Arten die Möglichkeit erhalten, ihren Lebensraum zu wechseln. Somit wird der genetische Austausch sichergestellt und die Überlebensfähigkeit der Arten gestärkt.
