Viele öffentliche Grünanlagen (wie diese vor ihrer Umgestaltung im Rahmen des Projektes Maintal blüht sind artenarm und trist gestaltet. Für Insekten und Vögel gibt es hier nicht viel zu holen. - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
Kein Traum für die Artenvielfalt
Auf Mähroboter sollte besser verzichtet werden




Mähroboter im Einsatz - Foto: Wolfgang Dirscherl/pixelio.de
Gefahr für die Vielfalt im Garten
Der Frühling lässt alles sprießen, auch den Rasen im Garten. Kaum werden wir mit milden Temperaturen verwöhnt, plagt jedoch viele Rasenbesitzer*innen der Gedanke ans Mähen. Der Griff zum Mähroboter erscheint da eine gute Idee, denn die Hersteller versprechen einen top gepflegten, perfekten Rasen und das praktisch auf Knopfdruck und ohne Mühe. Doch die automatisierte Rasenpflege hat auch ihre Schattenseiten. „Mähroboter haben im privaten Garten eigentlich nichts verloren, denn sie schaden der Artenvielfalt und sind für zahlreiche Gartentiere eine große Gefahr“, mahnt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.

Igel finden auf den kurzgeschorenen Rasenflächen kaum Nahrung. Aber auch die Mähroboter selbst stellen eine Gefahr für sie dar. Vor allem die Jungtiere werden von den Geräten nicht als Hindernis erkannt und geraten immer wieder in das Mähwerk. Dort ziehen sie sich schwere Verletzungen zu. - Foto: Christine Kuchem
Die Geräte sparen zwar Zeit, mit ihnen wird aber zu häufig gemäht. Ein gepflegter, „englischer“ Rasen, wie ihn der Mähroboter erzeugt, widerspricht eigentlich schon in seinem Grundgedanken dem Artenreichtum. Er entspricht einer Monokultur von Gräsern und spiegelt damit im Kleinformat unsere moderne Landwirtschaft wider, in der Wildtiere kaum noch Nahrung und Lebensraum finden. Denn auf solchen Rasen gibt es kaum Leben und entsprechend auch keine Nahrung für Singvögel, Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Igel, da Wildkräuter und Blüten die Voraussetzung für biologische Vielfalt im Rasen sind. Es ist nachgewiesen, dass zum Beispiel Igel so deutlich längere und gefährlichere Wege auf der Nahrungssuche zurücklegen müssen. Dadurch fällt es ihnen schwer zum Winter hin genügend Reserven für die Überwinterung aufzubauen.
Mähroboter stellen zudem eine Gefahr für sie und andere kleine Tiere wie Spinnen, Schmetterlingsraupen oder Eidechsen dar. Diese haben kaum Möglichkeiten dem Sog und der zerstörerischen Zerkleinerungswirkung des Mähroboters auszuweichen, werden überrollt, verstümmelt und getötet. Laufen die Mähroboter nachts oder in der Dämmerung, sind besonders nachtaktive Tiere wie Igel oder Spitzmaus gefährdet.
Zu hoher Wasserverbrauch

Wasser ist inzwischen nicht nur im Garten ein kostbarer Gut, mit dem wir sorgsam haushalten sollten. - Foto: Helge May
Außerdem wird mit Mährobotern das Gras selbst bei relativ hoch eingestelltem Mähwerk häufig zu kurz gemäht. So braucht der Rasen wesentlich mehr Wasser - was in trockenen Sommern ein großes Problem ist. Lässt man den Rasen jedoch etwas länger stehen, beschattet er sich selbst und trocknet nicht so aus. Wie problematisch extrem trockene Sommer sind, haben wir in Hessen die letzten Jahre bereits erfahren müssen. Wasser und Bewässerung von Grünflächen wird in den kommenden Jahren ein zentrales Thema bei uns werden. Kurz getrimmte Rasen sind zu Zeiten der Klimakrise nicht zeitgemäß. Denn unser Trinkwasser ist zu kostbar, um zur unnötigen Rasensprengung verwendet zu werden.
Die Vielfalt macht den Unterschied
Wer glaubt, dass Naturschutz im Garten anstrengend ist und Unordnung verursacht, liegt falsch. Schon mit kleinen Handgriffen lassen sich tolle Erfolge erzielen, die auch noch Freude machen und für Entspannung sorgen. Ein buntes Beet aus heimischen Wildstauden etwa oder eine Igel-Ecke. Essbare Wildkräuter können im Garten bleiben und den Speiseplan ergänzen. Gleichzeitig liefern sie Blüten für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, über die wir uns im Garten freuen.
Beim Mähen sollte man darauf achten immer nur einen Teilbereich des Rasens zu mähen und dann nach ca. zwei Wochen den nächsten. So haben die tierischen Gartenbewohner Zeit zwischen den Bereichen zu wechseln und es bleibt immer eine sichere Insel stehen. Werden Grünflächen sogar lediglich ein oder zwei Mal im Jahr gekürzt, entsteht zur Belohnung eine Wildblumenwiese. Die heimischen Wildblumen kommen häufig besser mit den trockenen Bedingungen im Sommer zurecht als Zuchtrasen. Wer also ein bisschen mehr Wildnis wagt, Blüten stehen lässt und nur Fußwege im Garten häufiger mäht, schafft so ein kleines Paradies für sich und seine tierischen Nachbarn.
Vorbildcharakter öffentlicher Grünflächen

Mit einer insektenfreundlichen Bepflanzung wie auf der Biodiversitätsfläche des NABU Langen/Egelsbach ist öffentliches Grün ein echter Gewinn für die Artenvielfalt und ein schöner Hingucker . - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
Aber nicht nur im privaten Garten, auch in vielen hessischen Gemeinden und Städten bleibt in dieser Hinsicht noch viel zu tun (obwohl es inzwischen auch erfreuliche Beispiele für artenreiche öffentliche Grünflächen gibt). Sicher gibt es Flächen, wie intensiv genutzte Sportplätze, auf denen eine Entwicklung zu mehr Artenvielfalt nicht uneingeschränkt möglich ist. Dennoch gibt es viele Grünflächen im Siedlungsbereich, die von mehr Artenvielfalt profitieren könnten. Denn künstlich geschaffenen Systeme mit hohem Finanz,- Material- und Pflegeaufwand, widersprechen jeder Form von Nachhaltigkeit.
Im Gegensatz zu Mährobotern sparen naturnah gepflegte öffentliche Grünflächen Arbeitszeit und damit Kosten. Da sie generell einen geringeren Pflegeaufwand haben und auch weniger Wasser bis gar keine Bewässerung benötigen. Es gibt praktikable und ökologisch wirksame Alternativen zum klassischen englischen Rasen wie Wildblumenwiesen, Extensivrasen und auch Natursteinschüttungen oder Kiesgärten nach alpinem Vorbild ohne Vliesunterlage an geeigneten (Hang-)Standorten, die sogar gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten - damit sind jedoch nicht die berüchtigten "Schottenwüsten" gemeint, die auch auf öffentlichen Flächen immer wieder angelegt werden.
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Mit heimischen Pflanzenarten und dem Mut zu mehr Vielfalt wie im Projekt "Maintal blüht" können öffentliche Grünanlagen zu Inseln des Artenreichtums gestaltet werden. - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
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Öffentliche Grünanlagen entlang von Schallschutzwänden (wie diese vor ihrer Umgestaltung im Rahmen des Projektes Maintal blüht sind artenarm und trist gestaltet. Für Insekten und Vögel gibt es hier nicht viel zu holen. - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
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Mit heimischen Pflanzenarten und dem Mut zu mehr Vielfalt wie im Projekt Maintal blüht können öffentliche Grünanlagen zu Inseln des Artenreichtums gestaltet werden. - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
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Der NABU Langen/Egelsbach hat sich Flächen wie diese nüchterne Rasenfläche ausgesucht, um sie zu Biodiversitätsflächen zu entwickeln und so mehr Platz für Artenvielfalt im Siedlungsbereich zu schaffen. - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
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Mit der neuen Bepflanzung ist die Biodiversitätsfläche des NABU Langen/Egelsbach ein echter Gewinn für die Artenvielfalt und ein schöner Hingucker geworden. - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
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Mit dieser naturnahen Bepflanzung eines Verkehrskreisels fördern die Stadt Weiterstadt und die ortliche NABU Gruppe Artenreichtum im Siedliungsbereich und erfreuen das Auge - Foto: Eva Distler/www.distler-naturgarten.de
Naturnahe Bepflanzungen auf öffentlichen Grünflächen können viel zur Artenvielfalt im Siedlungsbereich beitragen.
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